Wir alle kennen es aus dem Alltag. Wir suchen Restaurants nach den im Internet vergebenen Bewertungen aus. Wir buchen das Hotel, das gute Bewertungen erhalten hat. Genauso wählen wir als BewerberInnen das Unternehmen aus, dessen Werte wir als wichtig erachten und mit denen wir uns identifizieren. Bewertungen (und damit auch Werte) spielen in unserem Alltag eine wichtige Rolle, wenn es um anstehende Entscheidungen und Verhalten geht.
Genau das Prinzip sollte auch im Bereich Führung (mehr) stattfinden. Gute Führung ist eine Frage der inneren Haltung. Oder anders gesagt: Nur wenn sich eine Führungskraft ihrer Werte bewusst ist und danach zu leben versucht, wird sie eine gute Führungskraft sein.
Werte sind gewissermaßen der Kompass oder der Ankerpunkt für Tun und Handeln. Meine Beobachtung ist, dass in den letzten Jahren, die moralischen, ethischen Grundvorstellungen im Bereich Führung immer wichtiger geworden sind. Und gerade jetzt in der Zeit nach Corona und im Zeitfenster zunehmender Digitalisierung und Arbeiten auf Distanz sind Werte um so wichtiger. Viele Unternehmen und Führungskräfte proklamieren Werte, doch – fragt man das Umfeld – leben sie ihre Werte nicht. Die moralische Grundhaltung von Führung wird also oft nicht (vor-)gelebt. Das Ergebnis: Die Frustration wird bei den MitarbeiterInnen zunehmend größer.
Werte beschreiben das, was uns wichtig ist und wonach wir leben wollen. Nur wenn ich mir dessen bewusst bin, werde ich auch souverän und authentisch sein. Ich erinnere mich an einige Führungskräfte aus meiner Arbeit als Coach, die voller Stolz von ihren ersten Führungsseminaren erzählt haben und eher das technisch ausgerichtete Prinzip „man nehme“ anwendeten: Zeigt ein Mitarbeiter dieses Verhalten, so muss man sich als Führungskraft so verhalten. Eigentlich wäre es schön, wenn ein derartiges Rezept oder Kochbuch existieren würde, nach dem man im Einzelfall sich verhalten könnte. Alles würde wie in einer Kasuistik aufgeführt sein. Derartige „mechanistisch denkende“ Führungskräfte suchten und „blätterten“ krampfhaft in ihren inneren Kochbüchern. Leider fanden sie nicht immer das passende Rezept oder die passende Handlungsanweisung. Und je weniger sie die Lösung fanden, desto unglücklicher wurden sie, was sich auch im Führungsverhalten bzw. in zunehmenden Konfliktsituationen spiegelte.
Basis für gute Führung ist, seine Werte oder seinen inneren Kompass zu kennen bzw. bewusst zu definieren. Wie will ich führen? Was ist mir dabei wichtig. Dass dies keine einfache Frage ist, ist sicherlich einleuchtend. Aber eine lohnenswerte Frage. In diesem Zusammengang spielt Achtsamkeit eine wichtige Rolle. Oft erkennen wir unsere Werte erst dann, wenn wir in einen Wertekonflikt geraten. Konflikte oder Spannungen basieren auf unterschiedlichen Werten (oder Bedürfnissen). Werte für sich zu erkennen und zu definieren, schafft auch für das Gegenüber, als die MitarbeiterInnen und KollegInnen, eine gute Grundlage. Denn als MitarbeiterIn weiß ich, worauf ich mich verlassen kann. Es gibt mir als Mitarbeiter Sicherheit und Verlässlichkeit, wenn ich weiß, dass mein Vorgesetzter für bestimmte Werte steht. Daher ist die Kommunikation der Werte sehr wichtig. Wenn ich als Führungskraft meine Werte nicht kenne oder nicht kennen möchte, werde ich nicht gut führen können. Ich werde dann lediglich eine unklare und undefinierbare Person sein. Kennen Sie sich und ihre Werte, dann wird dies ein hoher Erkenntnisgewinn für Sie sein; und zwar in allen Facetten. Für ihr berufliches und privates Leben. Erst dann können Sie selbst überprüfen oder reflektieren, in wieweit Ihr Verhalten sich auch an dem, was Ihnen wichtig ist, orientiert. Oder ob eine Anpassung vielleicht sinnvoll wäre. Es lohnt sich also auf jeden Fall, den eigenen Kompass, also seine eigenen Werte zu reflektieren.
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